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Sonderauswertung zu Sterbefallzahlen der Jahre 2020/2021

Die Infektionen mit dem neuartigen Corona­virus stellen weltweit die Gesundheitssysteme vor große Herausforderungen. Die Zahl der Todesfälle in diesem Zusammenhang variiert von Land zu Land. Wie groß sind die direkten und indirekten Auswirkungen der Pandemie auf die Gesamtzahlen der Sterbefälle in Deutschland? Zur Beantwortung dieser Frage stellt das Statistische Bundesamt vorläufige Auszählungen von Sterbefall­meldungen der Standesämter tagesgenau als Sonderauswertung zur Verfügung, bevor die regulären Ergebnisse der amtlichen Sterbefall­statistik vorliegen. Aktuell ist eine solche Auszählung bis zum 3. Januar 2021 darstellbar.

Bildnachweis: Statistisches Bundesamt (Destatis)

Bei der Betrachtung des Jahresverlaufes in der Sterbefallstatistik sind die typischen Schwankungen während der Grippezeit von ungefähr Mitte Dezember bis Mitte April zu beachten. Dies wird beim Blick auf die Zahlen aus den Vorjahren deutlich: Im März 2019 starben beispielsweise etwa 86 700 Menschen. Im März 2018, also in einem Jahr, als die Grippewelle besonders heftig ausfiel, waren es 107 100. Auch ohne Corona-Pandemie können die Sterbefallzahlen demnach insbesondere in der typischen Grippezeit stark schwanken.

Im Jahresverlauf haben sich erstmals von der 13. bis zur 18. Kalenderwoche (23. März bis 3. Mai) durchgehend und deutlich erhöhte Sterbefallzahlen im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 gezeigt. In der 15. Kalenderwoche (6. bis 12. April) war die Abweichung mit 15 % über dem vierjährigen Durchschnitt am größten. Auch die Zahl der COVID-19-Todesfälle, die beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden, erreichte in dieser Woche ihren damaligen Höchststand. Im gesamten April lag die Zahl der Gestorbenen mit derzeit etwa 83 800 gemeldeten Fällen deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre (+ 10 %).

Ein deutliches Maximum gab es im Zuge einer Hitzewelle im August. Infolgedessen waren die Sterbefallzahlen in diesem Monat höher als im Durchschnitt der Vorjahre (+ 7 %). Auch im September waren die Zahlen noch erhöht (+ 6 %). In der ersten Oktoberhälfte lag die Gesamtzahl der Sterbefälle zunächst wieder im Bereich des Durch­schnitts der Vorjahre. Danach stiegen mit dem erneuten Anstieg der COVID-19-Todesfall­zahlen auch die gesamten Sterbefall­zahlen über den Durch­schnitt hinaus an. Im Oktober lagen sie 5 % über dem Durch­schnitt der Vorjahre, im November 12 % und im Dezember 29 %.

Methodische Hinweise

Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf das Sterbedatum, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle vom RKI ebenfalls nach Sterbedatum veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamt-Sterbefallzahlen möglich. Das RKI berücksichtigt bei dieser Zählung ausschließlich Fälle, bei denen Alter, Geschlecht und Sterbedatum bekannt sind.

Eigene Auswertungen zum Jahresverlauf der Sterbefallzahlen sind auf Basis der Sonderauswertung "Sterbefälle – Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen, Geschlecht und Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2021" möglich. Ab 2020 werden erste vorläufige Daten dargestellt. Bei den vorläufigen Daten handelt es sich um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Die Zahl der Sterbefälle ab 2020 wird sich durch Nachmeldungen noch leicht erhöhen. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind derzeit aktuelle Aussagen zur Zahl der Sterbefälle mit einem Verzug von etwa vier Wochen möglich.

Neben den direkten und indirekten Folgen der COVID-19-Pandemie können auch Verschie­bungen in der Alters­struktur der Bevölkerung zu über­durch­schnittlichen Sterbe­fallzahlen beitragen. Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie können allerdings auch dafür sorgen, dass weniger Sterbe­fälle durch andere Infektions­krankheiten wie beispiels­weise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durch­schnitt auswirkt. Über die Häufigkeit einzelner Todes­ursachen können die Sterbe­fallzahlen jedoch keine Auskunft geben.


Ausführliche Hintergrundinformationen enthält der Artikel "Sonderauswertung der Sterbefallzahlen 2020 - Daten zur Einordnung einer zeitweisen Übersterblichkeit im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie" in Wirtschaft und Statistik 4/2020.

Weitere Informationen und Hintergründe zu den Ergebnissen und der Methodik unserer Sonderauswertung der vorläufigen Sterbefallzahlen in Deutschland erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast "Sterbefallzahlen und Übersterblichkeit während der Corona-Pandemie".

Quellen: Sterbefallzahlen insgesamt: Statistisches Bundesamt, COVID-19-Todefälle: Rober-Koch-Institut