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Zwei Firmenphilosophien unter einem Dach

Leidenschaftlicher Küchen- und Möbelbauer und auch Bestatter – zwei ganz unter-schiedliche Firmenphilosophien, die in dieser Konstellation in Bayern nicht sehr häufig anzutreffen sind. Für Schreinermeister Sebastian Litzel und seine Frau Sonja, Schreinermeisterin aus Dinkelscherben im schwäbischen Landkreis Augsburg, lassen sich die beiden Berufszweige sehr gut miteinander vereinbaren.

Das Bestatter-Ehepaar Litzel

Eine Besonderheit bei der Firma Litzel: Sie macht auch den Grabaushub

Eine mittlerweile 115jährige Firmentradition prägt das Geschehen im Ort, der inmitten des Naturparks Augsburg-Westliche Wälder liegt. „Wir arbeiten eng mit der Gemeinde zusammen“, betont der Firmeninhaber, denn eine „Dienstvereinbarung“ mit der zuständigen Behörde soll für einen reibungslosen Ablauf bei Bestattungen sorgen. „Die vertragliche Regelung zwischen der Gemeinde und unserem Bestattungshaus macht uns verantwortlich für alle Abläufe auf dem Friedhof vor, während und nach einer Beerdigung“, betont Sebastian Litzel. So trägt er Sorge für Grabaushub, Grabverfüllung, Leichentransport oder die Organisation der Leichenträger. Die zu erbringenden Leistungen wurden seitens der Gemeinde ausgeschrieben. „Wir haben diese Ausschreibung aufgrund unserer mittlerweile bekannten Dienstleistungen gewonnen und sind nun verantwortlich für einen reibungslosen Ablauf der Bestattungen“ berichtet Litzel.  Für diese Leistungen, die der private Unternehmer im Auftrag der Gemeinde erbringt, werden Gebühren in Höhe der entstandenen Kosten entsprechend den vertraglichen Regelungen mit dem Bestattungsunternehmer erhoben.

„Eigentlich können bei einem Trauerfall die Angehörigen das Bestattungsunternehmen frei wählen, aber bis auf ganz wenige Ausnahmen übernehmen wir als „Bestatter des Vertrauens“ und Vertragspartner der rund 6.500 Einwohner großen Gemeinde die Beerdigungen und stehen als kompetentes Team zur Verfügung“, hebt Sonja Litzel-Ziganke hervor. Sie zeigt sich verantwortlich für die Abwicklung der erforderlichen Formalitäten bei einem Sterbefall, organisiert im Hintergrund und führt auch die Trauergespräche bei rund 80 Bestattungen im Jahr. Die in dieser Region üblichen Sterbebilder werden ebenfalls selbst erstellt und gedruckt. Wie sie hervorhebt, bestehen auch vertragliche Regelungen mit drei weiteren kleineren kirchlichen Friedhöfen.

In Dinkelscherben und Umgebung bestimmen Familiengräber das Bild des Friedhofs. Selten zu finden ist ein Grab für eine Person. In der Regel werden Tiefengräber mit zwei Särgen angelegt. „Mittlerweile findet die Urnenbestattung auch bei uns immer häufiger Anwendung“, erklärt der Firmeninhaber, und verweist auf die in den beiden letzten Jahren fast zur Hälfte der Bestattungen durchgeführten Urnenbeisetzungen, meist mit einer Einzelstele als Grabstätte. Baumbestattungen erfolgen im 75 km entfernten Ruheforst in Harburg oder in einer eigenen Abteilung auf einem der Augsburger Friedhöfe. „Natürlich hatte die Corona-Pandemie auch Auswirkungen für unser Bestattungsunternehmen“, berichtet Litzel. Zum Jahreswechsel waren es fünf Corona-Todesfälle, die nach strengsten Vorgaben ihre letzte Ruhestätte fanden.

Seit 1984 werden die Friedhöfe nun betreut. Die Schreinerei selbst wurde 1906 gegründet und wird nun von Sebastian Litzel als Familienbetrieb in der vierten Generation geleitet. Seit 2008 ist der 39jährige Schreinermeister auch Betriebsinhaber. Ihm zur Seite stehen seine Ehefrau und ein Geselle. Bei Bestattungen steht eine zusätzliche Aushilfskraft zur Verfügung. Die Schreinermeisterprüfung hat Sebastian Litzel im Jahr 2005 absolviert. Während des Meisterkurses lernte er übrigens seine heutige Ehefrau kennen, die ebenfalls erfolgreich die Meisterprüfung abgeschlossen hat. 2007 wurde der Bund für Leben geschlossen. Durch den Besuch von Weiterbildungslehrgängen im Bereich des Bestattungswesens wurde sich das entsprechende Fachwissen angeeignet. 2001 wurde ein eigener Bagger für den Erdaushub auf dem Friedhof angeschafft. Getreu dem Motto „Von der Wiege bis zur Bahre“ steht nicht nur das Bestattungswesen im Vordergrund des Kleinunternehmens an. Erfolgte früher auch die eigene Herstellung von Holzsärgen, so bestimmen heute Wohnmöbel u.a. im Home-Office-Bereich und Küchen den Produktionsablauf. Hilfreich hierbei ist der Einsatz einer kleineren CNC-Maschine. In allen Küchengestaltungsfragen- oder Gerätefragen wird individuell beraten, damit die „Traumküche“ Realität werden kann. Ob Raumteiler, Badmöbel oder Regal, Garderobe, Esstisch oder Einbauschrank – es werden optimale Lösungsmöglichkeiten gesucht und angeboten.

Mittlerweile können die Kunden auch auf ein ganz spezielles Angebot des Unternehmens Litzel zurückgreifen: den Bestattungsvorsorgevertrag. „Im Rahmen einer Bestattertagung unseres Fachverbandes wurde ich auf dieses Angebot aufmerksam“ berichtet Litzel. „Leider sah aber unsere Haus-Bank keine Möglichkeit der Umsetzung dieser Vorsorge. Also haben wir nach anderen Lösungsmöglichkeiten gesucht und auch gefunden. Da dies für die saarländischen Kollegen offensichtlich kein Problem darstellt, habe ich mich an die Bestatterinnung Saarland gewandt. Geschäftsführer Michael Peter zeigte sich offen für die Problematik und sagte Unterstützung zu. Als bislang einziger bayrischer Betrieb arbeiten wir erfolgreich mit dem Modell der Bestattungsvorsorge aus dem Saarland“, betonen Sonja und Sebastian Litzel. Damit sind alle Details einer Beerdigung vorab geregelt. Der Vorsorgebetrag ist sicherbei der Sparkasse auf einem Treuhandkonto angelegt. Die Bestatter-Innung Saarland übernimmt die Aufgabe des Treuhänders. „Uns hat das Modell überzeugt; so konnten wir uns ein weiteres Tätigkeitsfeld erschließen und unsere Kunden haben den Vorteil einer einfachen Vorsorgelösung.“